Einleitung
Co-Abhängigkeit ist ein häufig übersehenes psychologisches Phänomen, das tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann. In diesem Beitrag werden die typischen Anzeichen einer Co-Abhängigkeit beschrieben, sowie Wege aufgezeigt, wie man sich aus diesem Muster befreien kann. Der Begriff „Co-Abhängigkeit“ beschreibt eine ungesunde Art der emotionalen Abhängigkeit, bei der eine Person ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten eines anderen unterdrückt. Häufig tritt Co-Abhängigkeit in Partnerschaften oder in Familienbeziehungen auf, wenn ein Partner oder Familienmitglied mit einer Sucht oder psychischen Erkrankung kämpft.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Co-Abhängigkeit?
Co-Abhängigkeit ist eine Form der psychischen Abhängigkeit, bei der eine Person sich stark von der Meinung und dem Verhalten einer anderen Person abhängig macht. Dies führt dazu, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrückt und sich stattdessen auf die Probleme und das Wohlergehen des anderen konzentriert. Die Person glaubt, dass sie nur dann wertvoll ist, wenn sie den anderen „rettet“ oder ihm hilft.
Ursprung des Begriffs
Der Begriff „Co-Abhängigkeit“ wurde ursprünglich verwendet, um die Dynamik zwischen Alkoholikern und ihren Partnern zu beschreiben. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieses Muster auch in vielen anderen Kontexten auftritt, z.B. bei Menschen, die in Beziehungen mit Partnern leben, die an Depressionen oder anderen psychischen Störungen leiden.
Typische Anzeichen von Co-Abhängigkeit
- Extreme Selbstaufopferung:
Co-Abhängige Personen stellen die Bedürfnisse und Wünsche des Partners immer vor ihre eigenen. Sie tun alles, um den anderen glücklich zu machen, selbst wenn sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. - Übermäßige Verantwortung übernehmen:
Co-Abhängige neigen dazu, die Verantwortung für die Probleme des Partners zu übernehmen und glauben, dass sie die einzige Person sind, die den Partner „retten“ kann. - Mangelndes Selbstwertgefühl:
Die betroffene Person empfindet oft, dass sie ohne den Partner nichts wert ist und definiert ihren Selbstwert ausschließlich über ihre Fähigkeit, dem Partner zu helfen. - Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen:
Co-Abhängige Personen haben Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen. Sie fühlen sich verpflichtet, immer für den Partner da zu sein, auch wenn es ihnen selbst schadet. - Angst vor Ablehnung:
Die Vorstellung, dass der Partner sie verlassen könnte, löst extreme Angst aus. Diese Angst führt oft dazu, dass die betroffene Person sich noch mehr anstrengt, um den Partner zufrieden zu stellen. - Kontrollverhalten:
Co-Abhängige versuchen häufig, den Partner zu kontrollieren, um die eigene Angst und Unsicherheit zu mindern. Sie glauben, dass sie wissen, was das Beste für den anderen ist. - Isolation:
Um sich vollständig auf den Partner zu konzentrieren, isolieren sich Co-Abhängige oft von Freunden und Familie. - Verleugnung:
Co-Abhängige leugnen oft die Realität der Situation und reden sich ein, dass sie glücklich sind, obwohl sie innerlich leiden. - Unfähigkeit, eigene Gefühle zu erkennen:
Die eigenen Gefühle werden oft unterdrückt oder ignoriert, weil die Aufmerksamkeit vollständig auf den Partner gerichtet ist. - Wiederkehrende Muster in Beziehungen:
Co-Abhängige finden sich oft in ähnlichen Beziehungen wieder, in denen sie eine ähnliche Rolle übernehmen.
Ursachen der Co-Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit entsteht oft in der Kindheit. Kinder von suchtkranken oder psychisch kranken Eltern lernen früh, die Bedürfnisse der Eltern vor ihre eigenen zu stellen. Dieses Verhalten wird in erwachsene Beziehungen übernommen und führt dazu, dass sie ungesunde Beziehungsdynamiken entwickeln.
Auswirkungen der Co-Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit kann zu schwerwiegenden psychischen und physischen Problemen führen. Menschen, die unter Co-Abhängigkeit leiden, entwickeln häufig Depressionen, Angstzustände und psychosomatische Erkrankungen. Auch das Risiko, selbst eine Sucht zu entwickeln, ist erhöht.
Wege aus der Co-Abhängigkeit
Selbstreflexion
Der erste Schritt, um sich aus einer co-abhängigen Beziehung zu befreien, ist die Erkenntnis, dass ein Problem besteht. Es kann hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen, um die eigenen Gedanken und Gefühle besser zu verstehen.
Professionelle Hilfe suchen
Therapeuten, die auf Co-Abhängigkeit spezialisiert sind, können wertvolle Unterstützung bieten. Gruppentherapien oder Selbsthilfegruppen wie CoDA (Co-Dependents Anonymous) sind ebenfalls hilfreich.
Selbstwert stärken
Der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls ist entscheidend. Betroffene sollten lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen.
Grenzen setzen
Es ist wichtig, gesunde Grenzen zu setzen und zu lernen, „Nein“ zu sagen. Dies erfordert Übung und kann anfangs unangenehm sein, ist jedoch entscheidend für die Heilung.
Unabhängigkeit entwickeln
Der Aufbau eines eigenen Lebens, unabhängig vom Partner, ist ein wichtiger Schritt. Dies kann durch neue Hobbys, Freundschaften oder berufliche Ziele geschehen.
Fazit
Co-Abhängigkeit ist eine ernsthafte psychische Störung, die das Leben der Betroffenen stark einschränken kann. Es ist jedoch möglich, sich aus diesem Muster zu befreien und ein erfülltes Leben zu führen. Der Weg zur Heilung beginnt mit der Erkenntnis, dass ein Problem besteht, und dem Mut, Hilfe anzunehmen.